Gedanken zum Tennis in Nördlingen

aus der Ansprache des 1. Vorsitzenden Ulrich Seidel anlässlich des Festabends am 4.5.2002 im Klösterle

 

1) Von den Anfängen

Von England ausgehend, kam das „Field-Tennis“ um das Jahr 1891 nach Deutschland, bereits ein Jahr später wurden die ersten Meisterschaften ausgetragen. In Nördlingen gab den Startschuss zu dieser neuen Modesportart wohl eine persönliche Beziehung: Hans Weilbach heiratete seine Braut Gabriele Heiss-Squindo, die aus München stammte und auch im Provinzstädtchen Nördlingen nicht auf ihren geliebten Sport verzichten wollte.

 

Eine Dekade danach – nämlich genau am 28. April 1902 – gibt ein vierseitiger, handgeschriebener Pachtvertrag Kunde darüber, dass in Nördlingen der „Weiße Sport“ auf ca. 400 m² Grund und Boden des ehemaligen Johannisbades seinen Anfang nahm. Vertragspartner waren damals auf der einen Seite Rechtsanwalt Josef Fischer, Apotheker Herrmann Frickhinger und besagter Kaufmann Hans Weilbach, auf der anderen Seite die „Wirtschafts- und Badpächterin“ Marie Frankenberger im Einverständnis mit der Malzfabrikantenwitwe Sophie Riederer. Zwar fungierten die drei genannten Herrn quasi als Vorstand mit der Befugnis, zu entscheiden, wer „dazu gehört und wer nicht“. Von einem Verein oder Club nach heutigem Verständnis konnte damals sicher nicht die Rede sein, passender wäre wohl eher die Bezeichnung „Honoratiorenclub“ gewesen. Sportliche Belange standen damals sicherlich nicht im Vordergrund, man kannte sich auf der Basis privater Verbindungen und wollte mehr oder weniger „unter sich bleiben“.

 

Trotzdem bleibt fest zu halten, dass in Nördlingen Tennis schon zu einer sehr frühen Zeit gespielt wurde, als diese Modesportart in Deutschland noch als ausgesprochen exklusiv galt und einer kleinen, aber feinen oberen Bürgerschicht vorbehalten war.

Während der Kriegsjahre 1914 - 1918 und der sich anschließenden Inflation bis hin zum Beginn der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929 musste man um den Bestand des Tennissports in Nördlingen fürchten: die Mitgliederzahl nahm so weit ab, dass kaum mehr die Pachtsumme aufgebracht werden konnte. Andererseits aber fand sich eine kleine verschworene Gemeinschaft begeisterter Tennis-Anhänger zusammen, die ihrem Sport weiter ausüben wollten. Ein neuer Anfang musste gesetzt werden.

2) Gründung des Vereins im Jahr 1929 und seine Entwicklung bis 1947

Ernst Weilbach (Sohn des Hans Weilbach), Erwin Mackh und Fräulein Lydia Weilbach luden im April 1929 achtundvierzig bekannte Nördlinger Bürgerinnen und Bürger in das Steigerzimmer des Hotels „Deutsches Haus“ ein zur „Neugründung eines Tennisvereins Nördlingen auf rein sportlicher Grundlage“. Ein unentwegtes Häuflein von 14 Mitgliedern bekundeten dann schließlich im Juni 1929 ihren festen Entschluss, den Tennissport neu zu beleben. Bis Ende des selben Jahres wuchs die Mitgliederzahl sogar auf 52 an – eine Zahl, die bei natürlicher Fluktuation während der Kriegsjahre auch am Ende des 2. Weltkrieges wieder erreicht wurde. Der Verein gab sich eine in 16 Paragraphen ausformulierte Satzung, als Vereinsname wurde TENNISCLUB ROT-WEIß NÖRDLINGEN festgeschrieben. Im gleichen Jahr noch wurde der Spielbetrieb auf dem Tennisplatz beim Johannisbad wieder aufgenommen und zwar so intensiv, dass im Oktober 1929 der Wunsch nach 2 weiteren Tennisplätzen laut wurde.

 

Verwirklicht werden sollte dieses Projekt auf dem der Sixenbräu AG gehörenden Gelände auf der Marienhöhe. Die Finanzierung gestaltete sich schwierig, doch schufen einzelne Clubmitglieder mit persönlichen Bürgschaften die notwendige finanzielle Absicherung. Dann ging es Schlag auf Schlag: Der 1. Vorsitzende Ernst Weilbach und Kassier Friedrich Mötzel unterzeichneten im April 1933 den Pachtvertrag, am 25. Juni des selben Jahres konnte am neuen Standort bereits der 1. Platz, am 13. Mai 1934 der 2. Platz eingeweiht werden. Der alte Tennisplatz am Johannisbad wurde aufgegeben. Zwar waren die Schulden mit DM 6100.- Reichsmark beträchtlich, doch der Spielfreude tat dies keinen Abruch.

 

Freundschaftsturniere mit den Nachbarstädten Aalen, Schwäbisch Gmünd, Giengen, Ellwangen, Lauingen, Heidenheim, Crailsheim, Donauwörth, Augsburg, Dinkelsbühl und sogar Fürth fanden statt. Bei aller sportlicher Aktivität erwarb sich der Club durch bedeutende gesellschaftliche Veranstaltungen bei vielen Mitbürgern hohe Reputation, die hauptsächlich aus den letztgenannten Gründen Mitglied des Vereins wurden.

 

Natürlich bewirkte die Epoche des Dritten Reiches auch im TC Nördlingen tiefgreifende Veränderungen. Unter dem Zwang staatlich verordneter Gleichschaltung aller Sportvereine musste sich der Verein mit damals 22 Mitgliedern als Tennisriege dem Turnverein e.V. Nördlingen anschließen, der seitherige 1. Vorsitzende Ernst Weilbach mutierte zum Führer der Tennisriege. Wegen der bestehenden Verschuldung des ehemaligen Tennisclubs blieben Kassenführung und Eigentum getrennt.

 

1936 beklagte Ernst Weilbach fehlende sportliche und auch gesellschaftliche Perspektiven, 1938 war gar von Interesselosigkeit der Mitglieder die Rede. Schließlich ruhte seit 1941 der Spielbetrieb aus zwei Gründen fast vollständig: zum Einen waren die Mitglieder vorrangig mit anderweitigen Verpflichtungen beschäftigt, zum Andern fehlte schlichtweg die technische Voraussetzung, Tennis zu spielen: es gab keine Tennisbälle!

 

1942 übernahm Rudolf Hermann von Ernst Weilbach, der zur Wehrmacht eingezogen wure, die Führung der Tennisriege. Eingeschränkte Spielmöglichkeiten, Verwaltung und Erhaltung des Vereinsvermögens kennzeichneten die Zwangsruhe des Vereins bis 1945, danach untersagten die Siegermächte bis 1947 jegliche Vereinstätigkeit
 

3) Die Wiedergeburt des TC Rot-Weiß Nördlingen

a) Die Startphase 1947 - 1950

 

Inmitten der Nachkriegswirren trafen sich am 16. Juli 1947 in der Schalterhalle der Kreis- und Stadtsparkasse 16 tennisbegeisterte Nördlinger Bürger, die sich schnell auf eine Vereinssatzung einigten und vom Landratsamt und der Militärbehörde am 5. August 1947 die Zulassung erhielten. Der wichtigste Schritt zur Wiederbegründung des TC Rot-Weiß Nördlingen war damit getan. Sparkassenleiter Otto Kreuzer als Vorstand, Facharzt Dr. Eugen Lichti als sein Stellvertreter, Schriftführer Beheim-Schwarzbach und die Kassiererin Erna Fiedler bildeten das Führungsgremium. Die Mitgliederzahl wuchs bis Ende 1947 auf 50 an. Noch vor der Währungsreform am 20. Juni 1948 wurden auf wundersame Weise die Schulden bei der Sparkasse getilgt, die Vorstandschaft konnte unbelastet und mit frischem Elan die vor ihnen liegenden Aufgaben anpacken.

 

Das auf der Marienhöhe an die Plätze 1 und 2 angrenzende Grundstück von Frau Thum wurde vom Tennisclub 1949 erworben, der 3. Platz im August 1950 eingeweiht. Die Vorstände wechselten so schnell wie das Auf und Ab der damaligen unruhigen Zeiten: 1948 wird Dr. Lichti Vorstand, ein Jahr später folgte ihm Dr. Ludwig Hochapfel nach und schließlich übernahm 1950 Emil Eigner das Kommando.

 

Die Epoche der kurzen Gastspiele der Vorstände mündete nun in eine stetige Aufbau- und Konsolidierungsphase, die gekennzeichnet war durch kontinuierliche mehrjährige ehrenamtliche Tätigkeiten.

 

b) Die Aufbaujahre 1951 – 1980

 

Klaus Funcke war von 1951 bis 1957 als Vorstand tätig, in seine Zeit fiel 1954 der Bau des idyllisch gelegenen Clubhauses. Bis 1963 übernahm dann Ernst Hirsch die Führung des Vereins, auch er setzte sich ein Denkmal mit dem Bau des 4. Platzes (Einweihung am 30.07.1960) und der Installierung einer Duschanlage (1962). Schließlich leitete Hans Siegling 12 Jahre lang bis 1975 die Geschicke des Vereins. Unter seiner Ägide entstanden nicht nur die Plätze 5, 6 und 7, darüber hinaus wurde Platz 3 mit Flutlicht ausgestattet, im Winter eine Traglufthalle darauf erstellt, das Clubhaus einer baulichen Erweiterung unterzogen, neue Umkleide- und Duschräume gebaut und die Außenanlagen erweitert. Kein Wunder, dass diesem ebenso dynamischen wie zielstrebigen Vorstand die Ehrenpräsidentschaft des Clubs verliehen wurde.

 

Damit wurden frühzeitig die Weichen gestellt für die sich abzeichnende rasante Entwicklung des Tennissports. Horst Eigenrauch führte die ehrenamtliche Tätigkeit von Hans Siegling 9 Jahre lang bis 1984 fort, er verwirklichte in den späten Siebzigerjahren mit dem Bau der Plätze 8, 9 und 10 (zunächst im Eigentum der Stadt) die Komplettierung der Tennisanlage auf der Marienhöhe.

Das Jubiläumsjahr 1977 wurde mit vielen sportlichen Aktivitäten und gesellschaftlichen Festivitäten gebührend gefeiert, zumal das Clubhaus durch eine Spende der Firma Möbel-Höhn erstmals eine komfortable Küche erhielt, die lange Jahre vorzügliche Dienste leistete.

 

c) Die Konsolidierungsphase 1980 –1992

 

1977 zählte der Club schon fast 500 Mitglieder, davon waren etwa 100 Jugendliche unter 18 Jahren. Entsprechend viele Mannschaften nahmen an Turnieren teil. Diese Zahlen verdeutlichen die Entwicklung vom Honoratiorenclub der frühen Jahre hin zum Tennisclub für Jedermann, in dem sowohl Breitensport als auch der Leistungssport seinen adäquaten Platz findet. 1980 wurden die neuen Plätze 8,9 und 10 einschließlich Grund und Boden von der Stadt käuflich erworben.

 

Die Entwicklung des Tennissports schritt weiter voran. Tennis sollte zukünftig nicht nur als life-time – Sportart, sondern auch als Ganzjahres - Sport betrieben werden können. Überlegungen zum Bau einer Dreifeld-Tennishalle im Sportpark nahmen Gestalt an. Langwierige vereinsinterne Diskussionen und intensive Besprechungen mit der Stadt führten dazu, dass die gewünschte Halle von der Stadt gebaut und 1980 fertig gestellt, aber vom TC Nördlingen verwaltet und langfristig gepachtet wurde. Und wieder nahmen die Mitgliederzahlen deutlich zu, zumal von der Stadt Nördlingen in unmittelbarer Nähe zur Halle weitere 7 Freiplätze gebaut wurden, die seit 1987 ebenfalls dem Club auf Pachtbasis und der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Die Mitgliedern konnten nun auf 17 Freiplätzen und 3 Hallenplätze ihrer Tennis-Leidenschaft frönen.

 

Dem in den Jahren 1984 – 1992 agierenden Vorstand Elmar Singer und seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern stellte sich nun die Riesenaufgabe, einen großen Verein mit beträchtlichem Vereinsvermögen und dem personellen Zuschnitt eines kleinen Unternehmens zu führen. Platzwarte, Hallenwarte, Clubwirtin und nebenamtliche Kräfte sind für einen funktionierenden Spielbetrieb bei einem Verein dieser Größenordnung unerlässlich, Personalgewinnung, Personalführung und Delegation von Aufgaben also fortan notwendige Querschnittsaufgaben, die mit den auch weiterhin unverzichtbaren ehrenamtlichen Tätigkeiten koordiniert werden müssen. Auch die Finanzen des Vereins in Einnahmen und Ausgaben bewegen sich seit dieser Zeit im sechsstelligen Bereich und verlangten nach professioneller Verwaltung.
 

4) Aufbruch ins neue Jahrtausend

Bei dem zunehmend attraktiven Freizeitangebot kommerzieller Anbieter stiegen die Ansprüche der Mitglieder, man erwartet ein aktives Clubleben. Weinfeste, Clubabende, Faschingsbälle, Sommernachtsfeste, Herbstwanderungen, Skiausfahrten und natürlich sportliche Wettkämpfe stärken die Identifikation mit dem Club, verlangen aber zunehmend ehrenamtlichen Einsatz und das nicht nur auf gesellschaftlichem Parkett.

 

Wie stünde es um den TC Nördlingen, wären da nicht die in verschiedenen Funktionen langjährig engagiert wirkenden Ehrenamtlichen, die selbstlos und uneigennützig ungezählte Stunden dem Club zur Verfügung standen und stehen, um die schönste Nebensache der Welt, den Tennissport, weiter zu befördern. Es müssen hier einfach auch Namen wie Heinz Kemnitzer, Fritz Jung, Hans Altmann, Fritz Hopf, Kurt Niklas, Franz Reiner, Siegwald Tyroller, Bastl Graf, Gabi Schön, Jürgen Hennig, Manfred Ehrentreich, Helmut Meyr, Dieter Wunschel, Angela Bauer und Harry Nimmergut genannt werden – stellvertretend für viele Ungenannte, die ebenfalls ihre Freizeit in den Dienst des Clubs stellen.

 

Zum 90-jährigen Jubiläum im Jahre 1992 wurde die Hoffnung geäußert, dass sich immer wieder ehrenamtliche Kräfte finden, die sich mit Begeisterung und Ehrgeiz für die Belange des Vereins einsetzen. Wie steht’s damit im Jubiläumsjahr 2002?

 

Doch zunächst der Reihe nach.

 

Im März 1992 tauschten Elmar Singer und Adelhart Balzer ihre Vorstandsposten:

Adelhart Balzer übernahm für über 4 Jahre das zunehmend sehr arbeitsintensiv gewordene Amt des 1. Vorstandes. Balzer, sozusagen ein Eigengewächs des Clubs seit seiner frühen Jugend, versah seine Tätigkeit mit ungemein viel Herzblut, Engagement und mit analytischem Blick für das, was einer Regelung bedurfte. 28 Vorstandssitzungen in 49 Monaten seiner Tätigkeit legen Zeugnis davon ab, dass Balzer in sein Ehrenamt sehr viel Zeit investierte. Auch die bestehenden spärlichen Kontakte zum Nachbarclub TC Donauwörth belebte er mit jährlichen Treffen auf Vorstandsebene, ebenso widmete er sich zusammen mit seinen Vorstandskollegen intensiv dem Turnier „Romantische Straße“, das einen zunehmend professionellen Zuschnitt annahm.

 

Die Diskussion „Ehrenamtliche oder bezahlte Kräfte“ drängte sich - wie in allen Vereinen - so auch im TC Rot-Weiß Nördlingen verstärkt auf und hält bis zum heutigen Tage an. Ob Platzwart, Trainer, Hallenwart oder Pächter der Hallen- und Clubhausgastronomie - der nicht eben seltene Wechsel dieser wichtigen Positionen erfordert besondere Sachkenntnisse, was Verhandlungsgeschick und Ausformulierung von Verträgen angeht. Einen Schwerpunkt bis zum Jahr 2000 bildeten Verhandlungen mit der Stadt Nördlingen, was die Ausgestaltung der neuen Pachtverträge (Tennishalle und Freiplätze) anging; sie konnten im Jahr 2000 zu einem für beide Seiten zufriedenstellenden Abschluss gebracht werden.

 

Adelhart Balzer hat sich sehr verdient gemacht um eine funktionierende Infrastruktur des Clubs – ein ebenso wichtiges wie notwendiges Arbeitsfeld, das den meisten Mitgliedern nicht immer im ausreichenden Maße bewusst wird und deswegen nur selten die ihm zukommende Würdigung erfährt.

 

Balzer konnte seinem Nachfolger Uli Seidel am 17. April 1996 einen Club übergeben, der finanziell auf gesunden Füßen stand, dessen äußerer Rahmen und innere Struktur vorbildlich waren und bis auf den heutigen Tag auch geblieben sind.

Nicht ohne Sorge widmete sich Seidel besonders einer Entwicklung, die in der Nach-Becker-Ära bundesweit zu beobachten war: das Damokles-Schwert des Mitgliederschwundes verschonte auch den TC Rot-Weiß Nördlingen nicht und führte zu neuen Überlegungen. Um die Folgen geringer werdender Mitgliedsbeiträge und die abnehmende Auslastung der Halle aufzufangen, wurden Sonderaktionen gestartet. Was für ein Wandel! Mussten früher Beitrittswillige einen Paten benennen, um Mitglied werden zu können, so war jetzt Mitgliederwerbung angesagt! So wurden interessierten Mitgliedern attraktive Konditionen wie z.B. die Befreiung vom Aufnahmebeitrag oder ein reduzierter Jahresbeitrag bei Eintritt in den Club geboten.

 

Diese Wandlung hatte auch sein Gutes: Tennis konnte sich endgültig vom elitären Geruch, der dem Weißen Sport da und dort noch anhaftete, befreien. In zunehmendem Maße spiegelten sich in der Mitgliederstruktur des TC Rot-Weiß Nördlingen die demographischen Verhältnisse der Bevölkerung des Rieser Raumes wider. Die sich ändernden Zeiten haben erfreulicherweise bewirkt, dass der Tennissport sich für alle Schichten der Bevölkerung öffnete und sich damit endgültig zum Volkssport entwickeln konnte.

 

Auf der Suche nach einem finanziellen Zubrot (und wohl auch um die Außendarstellung des Clubs zu verbessern) beteiligte man sich am Stadtmauerfest, außerdem wurden die aktiven Mitglieder aufgerufen, bei der Frühjahrsbestellung der Plätze zu helfen. Die Resonanz auf letztere Aktion war beschämend: von den notwendigen 1200 Arbeitsstunden konnten 1997 gerade mal 85 ehrenamtlich geleistet, der Rest ging zu Lasten der Vereinskasse.

 

Mit unverwüstlichem Optimismus und hoher Motivation forderte Seidel zuallererst von seinen Mitarbeitern im Vorstand, aber auch von allen anderen Mitgliedern Kreativität und Solidarität, um der Tennisflaute zu begegnen. Er verbesserte die Kommunikation innerhalb des Clubs um dem schwindenden Engagement der Mitglieder zu begegnen und legte Wert auf eine gute Auslastung der Tennisgastronomie, was einher ging mit zusätzlichen Angeboten im Breitensport. Der „sagenumwobene“ Fortuna-Cup - ein clubinternes Mixed-Turnier, das während der ganzen Freiluftsaison stattfindet, selten fristgerecht endet aber allen viel Spaß macht - , erfreut sich bis auf den heutigen Tag eines Zuspruchs, von dem der Sportwart bei den offiziellen Clubmeisterschaften nur träumen kann. Auch hier wird der Wandel vom Leistungssport zum Breitensport deutlich sichtbar. Trotz aller Bemühungen: zum 31.12.2000 unterschritt der Mitgliederstand mit 494 seit 23 Jahren erstmals wieder die magische Grenze von 500!

 

Basierend auf den geschaffenen finanziellen Rücklagen wurde die in die Jahre gekommene Halle mit neuem Boden, moderner Beleuchtung und freundlicher Farbgebung zu einem Vorzeigeobjekt aufgewertet, bei dem Funktionalität und Optik eine glückliche Synthese eingegangen sind. Die Stadt unterstützte diese Generalsanierung mit einem namhaften finanziellen Beitrag.

 

Seit geraumer Zeit beschäftigt sich der Vorstand schwerpunktmäßig mit den Vorbereitungen zum 100-jährigen Clubjubiläum im Jahre 2002.Diese Mammutaufgabe konnte und kann nur geleistet werden, wenn möglichst viele Mitglieder Teilaufgaben übernehmen. Dass dieses aus der Sicht des Chronisten gelungen ist, muss der Weitsicht des gegenwärtigen Vorstandes zugeschrieben werden, der sehr frühzeitig daran ging, die Weichen richtig zu stellen.

 

Was auch immer die Zeit nach dem 100-jährigen Jubiläum bringen wird: Es ist per se schon mehr als bemerkenswert, dass der TC ROT-WEIß NÖRDLINGEN ein Jahrhundert lang im Sportgeschehen der Stadt Nördlingen sich eine maßgebliche gesellschaftliche und sportliche Reputation bewahren konnte. Das können fürwahr nur wenige Tennisvereine in Deutschland von sich behaupten.

 

Es ist nur allzu verständlich, dass dieser lange Zeitraum einher ging mit einem steten Auf und Ab – eben wie im richtigen Leben. Letztlich durchzieht aber doch Kontinuität wie ein roter Faden die Geschichte des TC Rot-Weiß Nördlingen. Dies gibt berechtigte Hoffnung, dass in Nördlingen (und anderswo) noch viele Generationen im beginnenden Jahrtausend sich vom ehemals Weißen Sport begeistern lassen und ihn als ein Medium nutzen, sich auf sportlichem und gesellschaftlichem Gebiet zu begegnen.-